Ungarn und die Türkei rekonstruieren Gül Babas Türbe gemeinsam

 Erneuerte Ruhestätte für den Rosenvater

 Als Sultan Süleyman I. (Anm.: regierte von 1520 bis 1566 über das Osmanische Reich) den Derwisch Gül Baba nach dessen Tod 1541 zum Schutzheiligen der Stadt Buda ernannte, hätte er sich das wohl kaum träumen lassen: 475 Jahre später einigen sich Ungarn und die Türkei darüber, Gül Babas letzte Ruhestätte gemeinsam zu rekonstruieren. Der Entwurf für die Umgestaltung der Gedenkstätte stammt aus Ungarn. Die Türbe selbst ist in türkischem Besitz. Die Finanzierung wird indes gemeinsam getragen. Eine wahrlich europäisch-orientalische Kooperation.

Vor wenigen Wochen verkündeten die Regierungen Ungarns und der Türkei, dass sie die für 2017 geplante Umgestaltung der Gül Baba Türbe sowie des dazugehörigen Platzes als Beweis ihrer guten diplomatischen Beziehungen gemeinsam durchführen und finanzieren werden. Das Projekt, das etwa 2,5 Milliarden Forint kosten werde, sei für beide Länder sehr wichtig, betonten beide Regierungen und verwiesen zum einen auf die expandierenden bilateralen Wirtschaftsbeziehungen sowie den vielfältigen Kultur- und Bildungsaustausch zwischen beiden Ländern. Allein in Ungarn sollen derzeit etwa 900 Türken studieren. Da die Türbe als nördlichster Wallfahrtsort des Islams gilt und jährlich zahlreiche Gläubige anzieht, hob man von türkischer Seite besonders die Bedeutung der gemeinsamen Rekonstruktion als Symbol für ein friedliches Zusammenleben hervor.

Osmanische Spuren in Budapest

Dass die 150-jährige Herrschaft der Osmanen in Ungarn überall ihre Spuren hinterlassen hat, davon zeugen heute die zahlreichen Thermalbäder und Kaffeehäuser – waren es doch die Osmanen, die den Kaffee nach Ungarn brachten. Auch im ungarischen Bildungswesen hat sich diese Epoche niedergeschlagen: die ungarische Bezeichnung für Universität „egyetem“ geht auf das türkische Wort für Bildung „egitim“ zurück.

Architektonische Zeitzeugen der osmanischen Herrschaft sucht man in Budapest indes weitgehend vergeblich – hier und da finden sich vereinzelt Reste alter Wehranlagen, aber im heutigen Stadtbild ist die Epoche des Halbmondes kaum noch wahrzunehmen.Anders sieht es im 2. Bezirk des Budaer Stadtteils „Rózsadomb“ (dt.: Rosenhügel) aus. Hoch oben über der Stadt, über kleine verwinkelte Treppen erreichbar, findet man das wohl besterhaltene Zeugnis osmanischer Herrschaft in Budapest: die Türbe des Gül Baba.

Die Türbe, ein achteckiges Mausoleum nach muslimischer Tradition, wirkt von außen eher unscheinbar, beherbergt im Inneren aber die Überreste des als Rosenvater bekannt gewordenen Derwisch (Anm.: muslimischer Mystiker) Gül Baba.

Ein Rosenvater auf dem Rosenhügel

Ein Leben lang soll er eine Rose an seinem Turban getragen haben und, so erzählt es der Volksmund, die Rosen auch in Ungarn eingeführt haben. Bei seiner Beerdigung soll sich der Duft von Rosen über dem gesamten Hügel verbreitet haben, eine Legende welcher der Rosenhügel (ung.: Rózsadomb) indes seinen Namen verdanken soll.

Als sicher gilt hingegen, dass der als „Dschafar ibn Kutb-ul-Arifin Waliuddin ibn Yalinkilitsch“ in der Türkei geborene Derwisch im Jahr 1531 zum ersten Mal nach Ungarn kam. Ob er osmanische Heere auf ihren Feldzügen nach Westen begleitete oder auf Einladung Sultan Süleymans I. kam, um in Ungarn als Missionar zu wirken, ist geschichtlich nicht eindeutig belegt.

In ungarisch-türkischer Kooperation soll die Grabstätte bald in altem Glanz erstrahlen.
In ungarisch-türkischer Kooperation soll die Grabstätte bald in altem Glanz erstrahlen.
Gegenwärtiger Zustand der Türbe.
Gegenwärtiger Zustand der Türbe.

Jedoch gründete er bereits 1531 eine Tekke (Anm.: auch Konvent genannt; das Zentrum einer Sufi-Bruderschaft, in der Zeremonien stattfinden und die auch als Ort des Studiums genutzt wird) in der von den Osmanen „Budin“ genannten Stadt an der Donau. Sein Wirken beschränkte sich indes nicht nur auf den religiösen Bereich, auch poetisch tat sich Gül Baba hervor. So verfasste er unter dem Pseudonym „Misali“ zahlreiche Gedichte und inspirierte mit diesen sogar den ungarischen Komponisten Jenő Húszka zu seiner Operette „Gül Baba“. Auch der berühmte Märchenautor Hans Christian Andersen widmete dem poetischen Schaffen des Gül Baba einige Zeilen in seinem Werk „A Poet´s Bazaar“.

Turbulente Zeiten für die Türbe

Der Tod Gül Babas im Jahre 1541 ist nicht minder sagenumwoben wie sein Leben selbst. So soll er einer Theorie zufolge bei der Eroberung Ofens (Deutsch für Buda) gefallen sein, was eher unwahrscheinlich ist, da Buda nicht durch eine blutige Schlacht eingenommen wurde. Eine wahrscheinlichere Theorie besagt, dass er während einer Siegesfeier in der zur Moschee umgestalteten Matthiaskirche verstarb. Nach seinem Tod veranlasste Sultan Süleyman I. nicht nur, dass Gül Baba zum Schutzheiligen Budas ernannt wurde, sondern ordnete zu dessen Ehren auch den Bau einer Türbe hoch über der Stadt an.

Nach der Fertigstellung 1548 erlebte die Türbe turbulente Zeiten. Die Habsburger, die nächsten Eroberer Budas, gestalteten die Türbe in eine jesuitische Kapelle um und nannten sie „Sankt Josephs Kapelle“. Als sich der Jesuitenorden in Buda auflöste und sich immer mehr muslimische Pilger zu dem Wallfahrtsort begaben, wurde der ungarndeutsche Architekt Lajos Grill von der türkischen Regierung damit beauftragt, das Grabmal authentisch zu rekonstruieren. 1885 konnten die Arbeiten abgeschlossen werden. 1914 wurde die Türbe schließlich zum „nationalen Denkmal“ erklärt. Erneute Restaurierungen erfolgten 1914 bis 1916 durch István Möller und 1943 durch Géza Lux, der seine Arbeiten durch den Zweiten Weltkrieg aber nicht mehr beendeten konnte. 1962 wurde eine weitere Restaurierungsphase, diesmal unter der Leitung von Egon Pfannl, erfolgreich abgeschlossen. In deren Rahmen entstanden auch die benachbarten Rosengärten.

Wer der Türbe dieser Tage einen Besuch abstattet, erkennt auf den ersten Blick, dass sie zwar alle turbulenten Zeiten der vergangenen fünf Jahrhunderte überlebt hat, aber dringend einer Restaurierung bedarf. In Kooperation zwischen Gül Babas alter und neuer Heimat soll sie jetzt durchgeführt werden.

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Kommentare: 6
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